Bereits seit Frühjahr 2018 ist Tomorrow aktiv, ein Hamburger Fintech, das ein nachhaltiges Girokonto etablieren möchte. Nachhaltig in dem Sinn, das Investitionen ausschließlich in ökologische Projekte vorgenommen werden. Das angebotene Girokonto wird zusammen mit der Solarisbank realisiert, die dafür die technische Plattform und die Banklizenz zur Verfügung stellt.
Das Tomorrow Girokonto kann ausschließlich via Smartphone eröffnet werden und wird auch ausschließlich darüber verwaltet. Die Eingabe der Daten und die anschließende Video-Identifizierung durch den Dienstleister IDnow geht sehr schnell und dauert höchstens 10-15 Minuten, wobei das Video-Ident davon die meiste Zeit in Anspruch nimmt.
Die App selbst ist recht selbsterklärend aufgebaut.
Die Konditionen des Tomorrow Girokontos sind nach Abschluss der Betaphase durchaus nicht unattraktiv und dürften unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.
Für das Tomorrow Girokonto fallen keine Kontoführungsgebühren an. Alle Buchungen sind kostenfrei inklusive. Enthalten ist eine Debit Visa Card, die ebenfalls kostenlos ist. Zahlungen mit der Karte sind weltweit kostenlos, also auch ohne Fremdwährungsgebühren außerhalb der Eurozone. Bargeldbezug ist innerhalb der Eurozone kostenlos an allen Geldautomaten möglich, außerhalb der Eurozone werden 1,5 % Fremdwährungsgebühren aufgeschlagen. Dreimal pro Monat kann man kostenlos Bargeld abheben, danach werden pro Bargeldabhebung 2 € berechnet.
Wer also lieber alle drei Tage mal 10 € vom Konto abhebt, für den ist das Konto wohl eher nicht geeignet. Wer sowieso fast alles mit Karte zahlt, findet hier durchaus ein passendes Girokonto. Da auch außerhalb der Eurozone keine Fremdwährungsgebühren beim Bezahlen anfallen, kann man die Karte auch gut auf Reisen verwenden.
Aktuell kann man noch keine Daueraufträge einrichten, was aber zeitnah auch möglich sein soll. Ansonsten kann das Konto schon alles, was halt ein Girokonto so ausmacht. GooglePay und ApplePay wird von Tomorrow angeboten. In der Kombination mit Paypal kann das Konto natürlich ebenfalls mittels GooglePay genutzt werden.
Die Debit Visa Card von Tomorrow fällt dadurch aus dem Rahmen, daß zum einen die Beschriftung hochkant angeordnet ist, zum anderen die Karte ähnlich wie die Curve Mastercard auf der Vorderseite keinerlei Daten enthält. Die sind alle auf der Rückseite eingraviert.
Ein weiterer hervorzuhebender Punkt ist, daß das Konto nicht in die Schufa eingetragen wird und auch vorab keine Schufaabfrage erfolgt. Das liegt daran, weil die kontoführende Solarisbank nicht mit der Schufa zusammenarbeitet. Als Zweit- oder Drittkonto zum ausprobieren oder auch für Leute mit negativer Schufahistorie ist das Konto von Tomorrow also durchaus geeignet.
Für den einen oder anderen vielleicht ein Nachteil: eine Girocard ist für das Konto nicht erhältlich, nur die Debit Visa Card wird zur Verfügung gestellt. Die kann natürlich kontaktlos.
Die NFC-Funktion der Visa Card muß durch erstmaliges gestecktes Bezahlen oder Bargeldbezug am Automaten freigeschaltet werden. Alternativ ist natürlich eine Nutzung mittels Google Pay auch sofort möglich.
Eine Testüberweisung vom Konto bei Revolut zu Tomorrow war nach 4:48 h:min angekommen. Die App selbst ist sehr übersichtlich und ermöglicht es jede Zahlung einer bestimmten Kategorie zuzuordnen, wobei die Kategorieauswahl recht umfangreich ist. Somit ist es leicht möglich die Übersicht darüber zu behalten wofür man genau sein Geld ausgibt. Über jede Kontobewegung erfolgt eine Pushnachricht, so bekommt man also immer aktuell mit was gerade auf dem Girokonto passiert.
Zahlungen mit der Visa Card sind sofort in der App sichtbar und der damit bezahlte Betrag wird auch sofort vom Guthaben abgezogen. Also keine ewig lange Warterei wie man das häufig vom Bezahlen mittels Girocard her kennt.
Was macht das Tomorrow-Konto nun aber so nachhaltig?
Mit jeder Kartenzahlung, die mit der Tomorrow Visa Card getätigt wird, bekommt Tomorrow einen Teil des Interbankenentgeltes als Gebühr vom Händler, bei dem mit der Karte gezahlt wurde. Diese Gebühr gibt Tomorrow weiter für Klimaschutzprojekte. Aktuell wird u.a. ein Regenwaldprojekt in Brasilien damit unterstützt. In der App kann man in Echtzeit sehen wie viel Geld wohin geflossen ist und wie viel davon man selbst durch Nutzung der Karte dazu beigetragen hat. Das Interbankenentgelt fällt übrigens grundsätzlich an, egal mit welcher Karte man bezahlt. Somit kann man selbst etwas zum Klimaschutz beitragen ohne selbst dafür finanziellen Aufwand zu haben.
Des weiteren gibt es ein kostenpflichtiges Kontomodell bei dem monatlich 15 € berechnet werden, die den persönlichen CO2-Abdruck ausgleichen sollen und für entsprechende Projekte gespendet werden.
Fazit: Das Tomorrow Girokonto steckt zwar noch in den Kinderschuhen, bietet aber schon jetzt jede Menge. Es stellt jedenfalls eine gute Alternative zu N26, Revolut und Fidor dar.